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Sinn der AGs und des geplante Konferenz?

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Themenstarter
(@peter-flindt)
Eminent Member
Beigetreten: Vor 4 Jahren

Sorry, aber mir ist die gesamte Sache in keiner Weise klar.

1) Die Arbeitsgruppen finden sich zusammen und erstellen irgendwas.
2) Es findet irgendwann Anfang bis Mitte nächsten Jahres irgendwo eine Konferenz statt, in der dann über irgendwas abgestimmt oder zumindest diskutiert wird, was die AGs erarbeitet haben.
3) Das Abstimmungsergebnis soll dann als Grundlage für irgendwas dienen.

Genau dieses ist mein aktueller Erkenntnisstand und auch nicht viel mehr.

Knackpunkt ist für mich also zunächst einmal Punkt 3. Was soll am Ende dabei rauskommen?
- Soll z.B. die Gruppe Demokratie jetzt ein 50 seitiges Essay zum Thema Parteispenden veröffentlichen oder 10 Demo-taugliche Parolen und ein DIN A5 Flyer zu diesem Thema erstellen?
- Was sollen das überhaupt für Themen sein? Z.B. in Berlin ein 365€ ÖPVN Ticket zu fordern ist eine Sache, in Düsseldorf eine Alternative zum Kapitalismus vorzustellen ist eine komplett andere Hausnummer.
- Es ist nächstes Jahr BT Wahl und wenn ich mich richtig erinnere ist einer der Gründe für die ganze Sache ja genau diese Wahl. "Die CDU will... das sehen wir nicht so, sondern wir wollen...", "Macht ein Kreuz bei der Partei die Linke und alles wird gut!" ???
- Und machen wir uns nichts vor. Das Primärziel dürfen nicht irgendwelche Themen sein, die irgendwie rübergebracht werden, nein. Das einzige Primärziel, zumindest für die meisten Ortsgruppen, kann es doch nur sein, neue aktive Mitglieder zu gewinnen.

Auf jeden Fall sehe ich es so, dass die Reihenfolge 1-2-3 vielleicht nicht ganz so zielführend ist. Wir sollten vielleicht zuerst mal 3 etwas genauer definieren.

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Beiträge: 4
(@wolfgang-hauke)
New Member
Beigetreten: Vor 3 Jahren

Hallo Peter, 


du lieferst eine Bestandsaufnahme der allgemeinen Verständigungsschwierigkeiten, die in den letzten Jahren eher zugenommen als abgenommen haben. Dies liegt möglicherweise auch daran, dass sich in der linken Bewegung absolutistische Haltungen und Positionen verfestigt haben, die den Hang aufweisen, die Welt in Freund und Feind zu spalten. Dadurch hat sich das moderne kulturelle Phänomen der tausend Zungen verstärkt und erschwert entsprechend  die Entwicklung gemeinsamer Positionen und Haltungen in der Aufstehen Bewegung. Dieses Phänomen ist auch dem Umstand geschuldet, dass der Mensch als ein im Grunde einfaches, natürliches und verletzliches Wesen aus dem Blickwinkel der gegenwärtigen politischen Agenda geraten ist, da sich der Mensch heute selbst in einer abstrakten Weise als Verbraucher, Steuerzahler und Arbeiter versteht, was einer Denaturalisierung und Funktionalisierung des Menschen in Gedanken und Taten Vorschub leistet.


Innerhalb einer natürlichen Gemeinschaftsorganisation lässt sich die Politik als das Bemühen definieren, die natürlichen Interessen des Selbsterhalts und des Arterhalts miteinander abzugleichen. Dabei befindet sich der Mensch wie jedes Wesen der Erde in einem natürlichen universalen Spannungsfeld von Ordnung und Chaos, die sich in den grundlegenden menschlichen Bedürfnissen nach Sicherheit (Ordnung) und Freiheit (Chaos) widerspiegeln. In dem Moment, in dem ein Mensch nach einer absoluten Ordnung verlangt (Kollektivismus, Faschismus), betrachtet er den natürlichen Gegenpol der Freiheit als einen Feind, der dem Erreichen einer absoluten Ordnung im Weg steht. Das Gleiche gilt umgekehrt für ein menschliches Verlangen nach einer absoluten Freiheit (Anarchismus), durch den die natürliche Ordnung zu einem Feind wird, der das Erreichen einer absoluten Freiheit verhindert. Dadurch bleibt der relative Ausgleich der natürlichen Bedürfnisse des Menschen nach einer relativen Ordnung und nach einer relativen Freiheit notwendig blockiert, so dass sich die Weltanschauung der Betroffenen in einer fortschrittlichen Weise verhärtet. Die Folge ist eine kulturelle Spaltung durch einen absoluten Individualismus und einem absoluten Kollektivismus, die dazu tendieren eine heillose Feindseligkeit gegeneinander zu entwickeln. Geschieht dies, dann erfüllt sich die traditionelle Formel der absoluten Kulturherrschaft durch das Prinzip „Teile und Herrsche“ wie von selbst. Es ist daher äußerst wichtig, die einfache, relative Natur des Menschen nicht aus den Augen zu verlieren und der Versuchung zu widerstehen, sich in einem absolutistischen politischen Grabenkrieg zu zerstreuen, der die Tendenz aufweist, bodenlos zu werden und die Menschlichkeit völlig zu verschlucken – damit ist am Ende keinem Menschen gedient.


Wir haben es heute insgesamt mit einem tragischen Grundsatzproblem zu tun, das auf einer Denkungsart beruht, die wir traditionell als Idealismus bezeichnen. Der Idealismus erachtet die menschlichen Gedanken und Vorstellungen als wichtiger, als das konkrete verwirklichte Leben, da er die Idee mit der göttlichen Reinheit assoziiert und das konkrete Leben auf der Erde darüber notwendig als minderwertig einstuft.


Dieses Problem betrifft alle „ismus“ Bildungen, durch die der Mensch ideologische Ideenkonzepte verabsolutiert hat und immer noch verabsolutiert. Es stellt sich daher für den modernen Menschen grundsätzlich die Frage, was die Verabsolutierung eines Ideengebildes in Form eines Kapital"ismus" und eines Kommun"ismus" tatsächlich gebracht hat und noch bringen kann ?


Erst die gedankliche Auflösung des Idealismus zugunsten der konkreten kostbaren individuellen Existenz durch eine entsprechende Grundsatzdiskussion ermöglicht der Aufstehen Bewegung eine natürliche ideologische Basis für eine eigene progressive politische Agenda. Eine solche Grundsatzdiskussion kommt daher der Frage nach der erforderlichen Qualität der Bewegung gleich, die erst eine konstruktive Quantität der jeweiligen Gedanken und Handlungen untermauern und stabilisieren kann. Ich denke, dass es das ist, was die Aufstehen Bewegung erreichen muss, um zu einer klaren inneren Verständigung einer starken Vernetzung und zu einer wirkungsvollen Blüte zu kommen.


Ich habe mich die letzten 20 Jahre mit der Frage nach einer neuen gesellschaftlichen Selbstorganisation auseinander gesetzt. Für eine weiterführende Beschäftigung mit konkreten ideologischen Grundlagen und Visionen für eine neue Aufstehen Agenda sind vor allem die Buchauszüge auf der Seite www.die-erlösung-von-der-unerträglichen-standeskultur.de interessant.

Antwort
Beiträge: 4
(@wolfgang-hauke)
New Member
Beigetreten: Vor 3 Jahren

Hallo, nochmal,

da man mich gebeten hat, konkreter zu werden, weil es darum geht, dass Aufstehen eine neue Agenda für die eigene Zukunft finden muss, komme ich dem mit der Warnung nach, dass das Folgende möglicherweise für manche schmerzhaft ist.

Ich denke, dass der Zeitpunkt da ist, an dem die Aufstehen Bewegung sich darauf Einigen muss, was der Begriff Links an Inhalten hat, da in dem Begriff Links mittlerweile viel Chaos und Widersprüchliches steckt, so dass eine klare Positionierung notwendig geworden ist. Zu Beginn galt die Linke Politik in der französischen Nationalversammlung mit ihrem "Linken Flügel" als eine Agenda der Freiheit von den Restriktionen des Staates, so dass auch die Wirtschaftsliberalen und damit die Vorfahren des heutigen Neoliberalismus als Links galten. Links wurde daher ursprünglich mit dem Begriff der Freiheit assoziiert.

Dann kam Karl Marx und hat dem Begriff des Linken eine völlig neue Definition gegeben, da sein Ansatz von Marxismus und Kommunismus diktatorisch war, wobei er allerdings vorsah, dass sich der Kommunismus nur vorübergehend durch eine Parteidiktatur organisiert. Zu der Auflösung dieser Partei ist es aber nie gekommen.

Sarah Wagenknecht hat zudem den Begriff des Sozialen mit in die moderne Vorstellung Links eingebracht. Für was also steht die Linke heute ? für Freiheit, Soziales und Individualität oder für einen diktatorischen Kollektivismus durch eine absolutistische "ismus" Ideologie, oder für eine Mischung aus beidem durch die Forderung nach einem absolutistischen Sozialstaat - was genau genommen ein Widerspruch wäre. Der absolutistische Staat ist ein geistiges Kind der traditionellen bereits 5000 Jahre alten Herren-Diener-Sklaven-Standeskultur und kann auch heute nicht auf genügend Diener- und Sklavenmenschen verzichten, um sich aufrecht erhalten zu können.

Eine wichtige Aufgabe, mit der sich viele Linke heute identifizieren, ist die Minderung der Armut in der Gesellschaft. Gleichzeitig fehlt es jedoch an einer Auseinandersetzung mit den Ursachen dieser Armut. Das Anwachsen des Prekariats in den letzten 20 Jahren auf einen Bevölkerungsanteil von ca. 20% , eine Hartz IV Politik, die in Deutschland eine Kaste der Unberührbaren geschaffen hat und der skurrile Krieg von Reich gegen Arm durch ein bodenloses ökonomisches Profitstreben sprechen jeweils die Sprache des Neoliberalismus. Alle diese Symptome zeigen mit dem Finger auf den Washington Consensus von 1985, durch den die neoliberale Politik beschlossen und der neue Wirtschaftspapst Milton Friedman inthronisiert wurde. Solange sich daher eine linke Bewegung nicht klar gegen den Neoliberalismus stellt, ergibt sich notwendig ein schwerwiegender innerer Widerspruch in der Ideologie und in der gelebten Praxis der Bewegung.

Wenn die Bewegung dann an Kraft verliert, kann man dies den Bürgern nicht verübeln, gerade weil die Bürger selbst wissen, dass es schön ist, Lob zu erhalten, wenn man eine bestehende Armut mildern kann, dass es aber unangenehm ist, eine Kulturkritik zu üben, die sich gegen innerkulturelle Machtinteressen richtet und die in einer konsumsüchtigen Gesellschaft auch der „einfache“ Mensch in der Regel nicht hören will. Der sich daraus insgesamt ergebende kulturelle Spannungsbogen bleibt auch der Aufstehen Bewegung nicht erspart.

Wer die ganzen Folgen des Neoliberalismus seit 1985 in Rechnung stellt, der kann durchaus zu der Bewertung "Krebsgeschwür" gelangen, da die Willkür, mit welcher der modernen Adel das Vermögen der Welt durch die freizügige Nutzung einer übernatürlichen Eigentumskonstitution an sich zieht, auf eine direkte oder indirekte Weise das Leben aller heutigen Menschen überlastet. Nicht zu sprechen von der Überlastung der Pflanzen und Tiere und des natürlichen Ökosystems.

Es reicht daher nicht aus, sich nur um konkrete politische Aktionen im kleineren Umfeld zu bemühen, so lange das, was die moderne Gesellschaft immer weiter zersetzt, einfach außen vor gelassen wird. Am Ende stellt sich daher auch die Frage des Mutes, der entscheidet, ob die Aufstehen Bewegung in Zukunft auch mit dem Herzen spricht.

Vielleicht ist an der Zeit, dass der „einfache“ Mensch im wahrsten biologischen Sinne des Wortes „aufsteht“, um sich von einer unerträglichen, 5000 Jahre alten Herren-Diener-Sklaven-Standeskultur zu befreien ?

Antwort
Beiträge: 16
(@harald)
Active Member
Beigetreten: Vor 3 Jahren

Die Selbstverständigung der Aufstehen-Bewegung über ihre Ziele und Aufgaben ist zweifellos notwendig. Ob es dazu einer Konferenz bedarf, ist schon weniger klar. Man kann sich dort bestenfalls gegenseitig bestärken und eventuell auf ein Aktionsprogramm und gemeinsame Aktionen einigen. Die öffentliche Wahrnehmung wird aller Wahrscheinlichkeit aber noch geringer ausfallen als seinerzeit die der Pressekonferenz anlässlich der Ausrufung der Aufstehen-Bewegung.

Die Frage wäre also zu stellen: Muss man es nicht so anfangen wie eine Greta Thunberg, nämlich die öffentliche Wahrnehmung von Anfang an gleich mit organisieren?

Zumindest muss man also solche Mitstreiter wie die NachDenkSeiten und ähnliche Plattformen von Anfang an mit ins Boot holen und auch eine PR-Firma, die sich ausrechnet, damit Geld zu verdienen und deshalb auch kein Geld dafür verlangt. Ich kenne eine solche nicht, aber Greta Thunberg oder ihre Familie kannte offenbar eine.

Also keine Konferenz, sondern nur eine geeignete Person mit einem Pappschild mit EINEM Thema und eine PR-Firma, die das auf die Tagesordnung der Schlagzeilen bringt?!

("Junge Frau, nach Totalverlust durch Corona-Maßnahmen auf Hartz4 verwiesen, verlangt Startgeld von den 3 reichsten deutschen Mitbürgern"

und vielleicht noch dazu: "Langjährige Hartz4- Bezieherin verlangt die gleiche Chance!")

Aber am nächsten Tag müssen in 20 Städten Deutschlands je 500 Leute mit dem gleichen Thema auf der Straße sein. Und die müssten vorher sich genau darüber verständigt haben und wissen, dass sie sich gegenseitig aufeinander verlassen können! - Braucht es dazu einen Kongress von vielleicht 100 dieser Leute? Ist es möglich, sich ein solches gegenseitiges Vertrauen in Online-Foren aufzubauen?

Zu aller erst wäre dazu nötig, wenigstens diese 10000 Mitglieder für das Forum zu gewinnen oder ?

 

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Beiträge: 23
Themenstarter
(@peter-flindt)
Eminent Member
Beigetreten: Vor 4 Jahren

Also... in der letzten VK Demokratie hat jemand davon berichtet, dass sich irgendwo, ich weiß den Ort nicht mehr, sich eine kleine Gruppe bemüht einen lokalen Bürgerrat auf den Weg zu bringen.

Genau sowas entspricht meinen Vorstellungen:
- Es bindet die interessierten Bürger aktiv mit ein.
- Es läuft eben nicht irgendwie darauf hinaus "Wir kritisieren... macht ein Kreuz bei der Linken und alles wird gut". Ja, sowas habe ich mittlerweile, mehr oder weniger direkt, auch schon gehört. Mal abgesehen davon, dass ich selber wahrscheinlich auch nicht die Linken wählen werde, das gebe ich zu, da werden so einige sagen "Danke, aber nein Danke!"
- Es ist etwas selbst tragendes, was zwar durchaus viel Arbeit erfordert, aber eben nicht unbedingt einen Haufen Leute. Machen wir uns nichts vor z.B. Demos und Aufstehen, dass wird doch nichts. Gut... 10 Personen Demos haben auch ihren gewissen Reiz, ich war da schon bei einigen.
- Man hat möglicherweise mal ein direktes Erfolgserlebnis, selbst wenn es ein eher kleines ist. 
- Es geht so manchem bei der Gruppe Demokratie, nicht nur mir, nicht zwingend darum ein ganz konkretes Ziel zu erreichen, etwas auf einen guten Weg zu bringen ist genau so wichtig, wenn nicht sogar wichtiger.
- Sowas Graswurzel-Artiges, wo dann immer mehr Leute aktiv mitmachen, sagt mir außerordentlich zu.

Ich muss allerdings einräumen, dass gebe ich zu, so etwas von "unten heraus", was alle Themen erfasst, die bei Aufstehen so genannt werden, da fehlt mir dann doch die Phantasie für. Bringt mich aber eben doch wieder zurück zu meiner Ausgangsfrage "Was soll das Ziel des Ganzen sein?"

Antwort
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